Um ein Märchen schreiben zu können, muss man seine Merkmale kennen. Für ein Märchen gelten verschiedene Gesetzmäßigkeiten oder Strukturen, die es von anderen Geschichten unterscheiden und es zu einem Märchen machen. Es handelt sich jedoch nicht um starre Regeln, die man auf keinen Fall brechen darf. (Außer vielleicht wenn man das Märchen für die Schule schreibt.) Schreibt man ein modernes Märchen, kann man mit der ein oder anderen Struktur freier umgehen. Es gibt noch genug andere Gesetzmäßigkeiten, die die Geschichte zu einem Märchen machen.
Schauen wir uns also an, was alles zu einem Märchen gehört.


Wie beginnt man eine Märchengeschichte?


Märchen beginnen meistens mit dem Satzanfang „Es war einmal …“. Zur Abwechslung könnte man aber auch mit „In einem fernen Land…“ oder „Vor langer Zeit …“ beginnen. So ein formelhafter Einstieg signalisiert den Leser*innen sofort, dass es sich um ein Märchen handelt und er verbreitet die passende märchenhafte Atmosphäre.
In der Einleitung wird direkt erzählt, um wen es geht und was für diese Figuren anliegt. „Es war einmal ein armer Müller, der hatte eine Tochter …“

Was ist eine typische Märchenfigur?


In einem Märchen kommen nur wenige Figuren vor und über sie erfahren wir nur das Nötigste. Sie haben genau eine Eigenschaft, zum Beispiel begegnen wir der guten Fee, der faulen Schwester, dem armen Müller … Die Hauptfigur hat eine gute Eigenschaft, der Gegenspieler eine schlechte, denn im Märchen kämpfen immer Gut gegen Böse.
Wir sehen also, die Figuren sind wenig individuell und auch ihr Aussehen wird nur dann näher beschrieben, wenn das für die Geschichte wichtig ist, wie beispielsweise im Fall von Schneewittchen. Dort wird die Stiefmutter rasend vor Eifersucht und bringt dadurch die Geschichte ins Rollen. Eifersüchtig ist sie, weil Schneewittchens Haare wie Ebenholz und Haut wie Schnee die Stiefmutter zur zweitschönsten Frau im Königreich degradieren.
Doch nicht nur Menschen sind Märchenfiguren. Es treten auch sprechende Tiere auf wie beispielsweise der gestiefelte Kater oder der Wolf im Rotkäppchen-Märchen. Sie sind ein völlig normaler Bestandteil der Märchenwelt und keine der menschlichen Figuren wundert sich über die tierischen Fähigkeiten.
Natürlich kommen auch Fantasiewesen wie Hexen, Zwerge oder Drachen in Märchen vor.

Wie wird ein Märchen aufgebaut?


Während der Anfang und das Ende knapp ausfallen, darf der Hauptteil ausführlich erzählt werden.
Die Hauptfigur muss eine Art Prüfung bewältigen. Oft zieht sie hinaus in die Welt und stößt dabei auf Schwierigkeiten, die sie überwinden muss. Unterwegs kann sie Freunde oder Helfer treffen, die sie unterstützen.
Die Schwierigkeiten können nicht im ersten Anlauf gelöst werden. Erst beim zweiten oder gerne auch dritten Versuch gelingt es. Bei der Lösung kann Magie zum Einsatz kommen, manchmal ist es auch eine schlaue List, die der Hauptfigur zum Erfolg verhilft.

Wie ist die Sprache in Märchen?


Die Sprache ist schlicht und einfach, so dass man das Märchen auch gut auswendig erzählen könnte. Die Sätze sind kurz und bestimmte Ausdrücke werden in Märchen gerne wiederholt. Wenn beispielsweise die Stiefmutter testet, ob sie endlich wieder die allerschönste ist, dann verwendet sie jedes Mal die gleichen Worte: „Spieglein, Spieglein an der Wand …“

Welche Orte kommen in Märchen vor?


Märchen spielen in der Regel an einem Ort, den es nicht gibt, bzw. wird der Ort meistens nicht näher benannt. Die bekannte Ausnahme sind die Bremer Stadtmusikanten, die allerdings Bremen nicht erreichen, sondern irgendwo anders hinziehen. Wälder, Dörfer und Schlösser werden normalerweise nicht genauer beschrieben. Man befindet sich nur vage „im Wald“ oder „hinter den sieben Bergen“.
Die Märchen spielen in einer Welt, die unserer ähnlich ist, es gelten die uns bekannten Gesetze und Naturgesetze. Gleichzeitig sind in dieser Welt aber auch sprechende Tiere und andere magische Elemente vorhanden und werden nicht hinterfragt. Es handelt sich also um eine Mischung aus Realität und Fiktion.

In welcher Zeit spielen die Märchen?


Ebenso wie über den konkreten Handlungsort werden die Leser*innen auch darüber im Unklaren gelassen, wann genau das Märchen spielt. Es werden keine Jahreszahlen genannt. Deutlich wird nur, dass es sich um eine Zeit handelt, die schon sehr lange vorbei ist. Eine Zeit, in der man mit Kutschen reiste, junge Handwerker auf Wanderschaft gingen und es etliche Schlösser mit Prinzen und Prinzessinnen gab. Moderne Errungenschaften wie Autos, Computer und Flugzeuge kommen nicht vor.

Welche Zahlen sind typisch für Märchen?


Die Zahlen 3, 7 und 13 kommen immer wieder in Märchen vor. Die Zahlen haben etwas Magisches und bringen den Figuren Glück oder Pech. Eine Fee gewährt drei Wünsche, sieben Geißlein müssen sich verstecken und für die 13. Fee war kein Platz mehr.
Der drei kommt in Märchen besonders häufig vor und gibt ihnen eine Struktur. Ein Märchen besteht nicht nur – wie jede Geschichte – aus den drei Elementen Anfang, Mitte und Ende. Viele Aufgaben, Prüfungen und Versuche finden auch dreimal statt.

In welcher Zeit schreibt man ein Märchen?


Märchen werden im Präteritum geschrieben. „Die Kugel fiel in den Brunnen.“ Die Geschichten spielen in der Vergangenheit, also passt es auch, sie in der Vergangenheit zu schreiben. Würde man sie jedoch im Perfekt schreiben, würde das zu umständlich und holperig klingen.

Wie enden Märchen?


Für die Hauptfigur geht das Märchen immer positiv aus, das Gute gewinnt. Immer.
Den Abschluss bildet wieder ein formelhafter Satz: „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“ Diesen Satz kann man etwas abwandeln und an das gerade erzählte Märchen anpassen. Hat man über sieben mutige Reiterinnen geschrieben, kann man zum Beispiel auch schreiben „Und wenn sie nicht gestorben sind, dann reiten sie noch heute.“

About the Author Pia

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