In den letzten Monaten war es auf diesem Blog still. Ich habe in dieser Zeit unter anderem so viele Workshops gegeben wie nie zuvor und eigentlich war schon im Frühjahr klar, dass ich es nicht schaffe, gleichzeitig Blogposts zu schreiben, aber ich wollte damals unbedingt den Blog schon mal starten, weil ich mich so auf ihn gefreut habe.
Mit der Pause des Blogs kann ich leben, viel schwieriger war es, nicht am Roman weiterarbeiten zu können. Zunächst hat mich dessen Zwangspause frustriert und in – vorsichtig umschrieben – schlechte Stimmung versetzt. Vor ein paar Wochen hatte ich dann aber endlich wieder Zeit für den Roman, doch der Frust ging weiter, denn plötzlich wusste ich nicht mehr, was ich denn nun machen sollte. Ich saß am Schreibtisch und hatte keinen Plan, wie der nächste Schritt aussehen könnte. Eine lange Pause ist oft schwierig, aber diese erwischte mich an einem ganz schlechten Zeitpunkt. Der Anfang und das Ende des Romans existieren schon (yeah!!), aber ich wusste noch nicht, wie ich die Mitte gestalte. Noch genauer: Ich wusste nicht, auf welchem Weg ich es angehe, die Mitte zu gestalten.
Welche Methode hilft bloß?
Also konzentrierte ich mich darauf, nach einer Methode zu suchen, um wieder ins Schreiben zu finden. Vor allem war ich damit beschäftigt, mich als Schreibversagerin zu fühlen, Angst vor dem Schreiben aufzubauen und den Teufelskreis aus Schreibangst – Prokrastination- Schreibangst …. anzutreiben.
Auch durch Gespräche mit meiner Accountability-Gruppe wurde mir dann klar, dass mein Problem anders beschaffen ist, als ich dachte. Eigentlich sind es zwei unterschiedliche Probleme. Zum einen ist es das inhaltliche Problem des sich wieder in die Geschichte Hineinfindens, zum anderen sind mir durch die lange Pause schlicht die Konzentrationsfähigkeit und die Schreibmuskeln abhandengekommen.
Je länger die Pause war, desto mehr Zeit braucht man auch, um sich wieder einzugewöhnen. In den fünf Monaten, die mit Offline-Schreibworkshops, Reisen, einem neuen Ehrenamt und Kindergartenferien gefüllt waren, hat sich eine andere Routine etabliert und nun muss ich diese Routine wieder umswitchen. Wenn ich mir das klarmache, fühle ich mich schon mal nicht mehr als die Schreibversagerin.
Platz und Ordnung schaffen
Eine neue Schreibroutine aufzubauen, war auch deshalb schwierig, weil natürlich noch viel mehr Sachen liegen geblieben waren und nun ebenfalls erledigt werden mussten. Und dann noch die ganzen Ideen, die ich in der Zwischenzeit gesammelt hatte …. Es war hilfreich, erst einmal alles aufzulisten, was getan werden musste und was ich gerne tun würde. Die Liste war zwar erschreckend lang, konnte jedoch in eine halbwegs sinnvolle Reihenfolge gebracht werden, sodass dringende Angelegenheiten zuerst erledigt und wichtige nicht übersehen wurden. Das Schreiben wurde dadurch noch mal ein wenig aufgeschoben, das war nicht schön, brachte aber Ruhe mit sich.
Konzentrationsfähigkeit neu aufbauen
Für mich ist es auch so, dass das Schreiben mir eine besondere Konzentration abverlangt. Die ist mir in den Zeiten des Nichtschreibens genauso verloren gegangen, wie meine frühere Fähigkeit 10 Kilometer zu joggen. Logischerweise muss ich auch diese Schreibfitness langsam wiederaufbauen. Mit 15 Minuten konnte ich mich erst einmal wohlfühlen. Alles was mich ablenken könnte, wurde weggeräumt, der Kurzzeitmesser scharf gestellt und los ging es. Nach und nach konnte ich die Zeit dann steigern.
Neuen Zugang zum Roman schaffen
Als sich durch die Lösung des ersten Problems Angst und Panik gelegt hatten, war es überraschend einfach das zweite Problem zu lösen. Ich hätte alles, was ich bis dahin geschrieben hatte lesen können und noch dazu alle meine Notizen. Doch diese Aussicht reizte mich nicht, ich brauchte etwas Frisches. Stattdessen habe ich das Arbeitsblatt „THE 3-ACT STORY STRUCTURE TEMPLATE“ (Die PDF-Datei ist neuerdings nur noch im Kommentarfeld unterhalb dieses Videos zu finden.) von Abbie Emmons ausgefüllt, die mit ihren Fragen dabei hilft, den Plot Stück für Stück zu durchdenken. Das hat mir den Zugang zu meinem Roman wieder geöffnet, jetzt kann ich Schritt für Schritt weiterarbeiten.
Wie geht es euch, wenn ihr nach einer Schreibpause wieder neu starten wollt? Welche Strategien habt ihr für den Wiedereinstieg?
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