Um euch für den Jahresrückblick 2022 einen Eindruck von meinem Jahr zu geben, müsste ich eigentlich nur dies erzählen: Schlittschuh laufen ist eine geheime Leidenschaft von mir. So geheim, dass ich es zuletzt mit 14 oder so gemacht habe. Seitdem möchte ich zurück aufs Eis und seit vielen Jahren habe ich den Plan Inlinern zu lernen, um mich dadurch auch gleichzeitig auf das Eis laufen vorzubereiten. Im April 2022 habe ich dann tatsächlich Inliner gekauft! Für mich und das Kind. Das Kind hat sofort begonnen zu üben.

Ich stand dann am 1. November zum ersten Mal auf den Rollen. Über ein halbes Jahr lagen meine Inliner ungenutzt herum und das ist so typisch für dieses Jahr. Darüber könnte ich mich jetzt ärgern. Tatsächlich war das erste Ausprobieren aber sehr schön. Erstaunlicherweise konnte mein Körper sich noch daran erinnern, was er vor Jahrzehnten beim Eis laufen gelernt hatte. Ich bin dem Schlittschuh laufen auf jeden Fall schon ein großes Stück nähergekommen.

Genau wie beim Inlinern ist auch der Rest meiner Pläne erst im Herbst so richtig ins Rollen gekommen.

Eine Frau mit Helm auf Inlinern auf einem leeren Parkplatz
Mein erster Versuch auf Inlinern.
Slow Living im Jahr 2022?

Mein Motto für das Jahr 2022 lautete ‚Digital arbeiten, analog leben‘. Ich wollte den Spagat schaffen, ausgerechnet mithilfe eines ‚Online-Businesses‘ wegzukommen von den Bildschirmen, wieder mehr Zeit zu haben für die analogen Dinge des Lebens. In Erde buddeln, Berge hochkeuchen, Chutney herstellen, so etwas. Schreiben.

Wie hat die Umsetzung geklappt? Monatelang dachte ich, das wird überhaupt nichts. Weil … ja, weil … ich einfach nichts für die Umsetzung tat. Den Wunsch zu hegen reicht eben nicht. Aber dann hab ich doch noch angefangen. Die Puzzleteile, die für die Umsetzung nötig sind, tauchten auf und fügten sich zusammen.

Es funktioniert noch nicht immer, aber der Anfang ist gemacht.

Wie genau ich vorgehe, um die nutzlose Bildschirmzeit wegzulassen und das Internet planvoll zu nutzen, statt stundenlang im Scrollen zu versinken, darüber werde ich nächstes Jahr einen Blogbeitrag schreiben. Mindestens einen.

Das Schreibjahr 2022

Für jeden Tag, an dem ich mein Schreibpensum erfüllt habe, mache ich mir ein rotes Kreuz in den Jahreskalender. Über weite Strecken sieht 2022 ziemlich rot aus. Geschrieben habe ich dabei vor allem Kindergeschichten. Ich habe weiterhin damit experimentiert, komplett ohne jede Planung zu schreiben. Das war großartig, denn dann schreibe ich am ehesten wieder so wie damals, als ich mit dem Schreiben angefangen habe.

Ab Januar kann ich allerdings für ein bestimmtes Projekt schreiben und dabei ist es unabdingbar mit einer Outline u arbeiten. Mal schauen, wie das wird. Einen kurzen Abriss der Erzählung habe ich schon eingereicht, in den nächsten Tagen muss ich dann tatsächlich genauer planen und mit dem Schreiben beginnen.

Blog & Newsletter

Wieder regelmäßig zu bloggen war ein Ziel, das ich mir für 2022 vorgenommen hatte. Seit Ende August habe ich es tatsächlich geschafft. Für mich bedeutet regelmäßiges Bloggen derzeit, zwei Beiträge im Monat zu schaffen. Mehr möchte ich erstmal nicht anpeilen, es ist zu schön, diese geringe Vorgabe tatsächlich zu erfüllen.

Seit dem 1. Oktober verschicke ich auch wieder regelmäßig einen Newsletter (Hier geht es übrigens zur Anmeldung). Immer am 1. des Monats erzähle ich, was es Neues gibt, welche Blogbeiträge erschienen sind und es gibt auch eine Schreibanregung, meistens mit einem Bild. Ich finde, einen Newsletter zu schreiben ist eine Kunst für sich und ich merke, dass es eine Weile dauert, einen Ton und eine Haltung für diese Texte zu finden.

Meine Fortbildungen

Ich liebe Fortbildungen! Besonders wenn sie mich auch noch mit Menschen zusammenbringen, und sei es nur online. Vielleicht waren es dieses Jahr aber auch zu viele, denn etwas mehr Zeit für die Umsetzung wäre schön gewesen. Von den vielen Fortbildungen, an denen ich 2022 teilgenommen habe, sind das meine Top 3:

Instagram-Challenge

Das Jahr begann mit einer Instagram-Challenge, die richtig gut gemacht war, sodass ich sie für mich tatsächlich als Fortbildung verbuche und nicht als kostenlose Challenge. Die Erklärungen waren knackig und nachvollziehbar und es entstand unter den Teilnehmerinnen eine Gemeinschaft. Die Challenge dauerte zwei Wochen, war also relativ ausführlich, und ich habe tatsächlich Reels gedreht und ein Live gemacht. Ohne diese Challenge wäre es nie so weit gekommen.

Kinderliteratur lesen

Im März hatte ich ein Seminar bei jugendstil NRW, in dem es um die Frage ging, was Kinder in welchem Alter lesen und was gute Kinderliteratur auszeichnet. Diese Themen interessieren mich sowieso und ich konnte diesen Input auch noch gut für die Schulbücherei gebrauchen, in der wir dabei waren, den Buchbestand aufzufrischen. Ich habe unheimlich gute Kinderbücher entdeckt und in der Kürze der Zeit viel gelernt. Das war so ein Seminar, das ich am liebsten jeden Monat besuchen würde. In meinem hintersten Hinterkopf rumort der Gedanke, bei jugendstil die komplette Weiterbildung zum Thema Lese- und Literaturpädagogik zu absolvieren, aber noch behält die Tatsache, dass ich dafür keine Zeit überhabe, die Oberhand.

Get more traffic

Das ist schon der zweite Kurs von Marlis Schorcht, den ich gebucht habe. Diesmal habe ich das Basiswissen erworben, um mehr Besucher auf meine Webseite zu leiten. So bin ich auch zu einem Pinterest-Account gekommen, an den ich mich vorher nicht richtig rangetraut hatte. Komplett fertig bin ich mit dieser Fortbildung noch immer nicht, dabei begann der vierwöchige Kurs im Juni.

Die Schulbücherei in der Umbauphase.
Meine eigenen Schreibworkshops

In Sachen eigene Workshops ist alles seinen gewohnten Gang gegangen. Für das Projekt Schreibland NRW war ich wieder in der Stadtbibliothek Hattingen, wo der Schreibworkshop wie immer perfekt betreut wurde. Eine Woche habe ich für die Ferienakademie des Westfälischen Literaturbüros in Oelde verbracht. Ehrlich gesagt war das die erholsamste Woche im ganzen Jahr, obwohl ich jeden Tag sechs Stunden lang einen Workshop geleitet habe. Ob das am neuen Kaffeeautomaten lag? An den wohlerzogenen Kindern? Wahrscheinlich hatte es viel damit zu tun, nichts anderes zu tun zu haben, als diese sechs Stunden zu gestalten. 

Der Schreibworkshop der Ferienakademie auf dem Kulturgut Nottbeck

Zwei Semester lang war ich mit dem Leseforum an der Uni Münster vertreten, wo wir unter anderem ‚Der Freund‘ von Sigrid Nunez gelesen haben. Online gab es einen Kurzgeschichten-Workshop für Erwachsene. In einer Düsseldorfer Grundschule habe ich mit einer vierten Klasse geschrieben und gebastelt und zweimal online einen Workshop für Kinder geleitet.

Ein Ergebnis des Schreibworkshops in der Grundschule. Es wurden Geschichten geschrieben und dazu passende Bücher gebastelt.
Der zuverlässigste Weg, um Zielen aus dem Weg zu gehen

Das Jahr 2022 legte für mich einen Spätstart hin. Erst ab Ende August entwickelten sich die Dinge, die ich tun und erreichen wollte. Gibt es den ein zuverlässiges Mittel, um schnellere Erfolge zu verhindern? Oh ja, dieses Mittel stammt aus der Online-Business-Hölle und heißt B.U.N.D.L.E. Was das sein soll? Ein Bundle beinhaltet eine Menge, manchmal eine riesige Menge, Kurse, E-Books und Templates zu einem bestimmten Thema. Alles zusammen erhält man für einen unglaublich günstigen Preis, manchmal sogar kostenlos. Oft kostet das gesamte Bundle weniger als ein einziger der darin enthaltenen Kurse. Das ist toll.

Allerdings bleibt es nur dann toll, wenn man eine ausreichend große Menge Selbstbeherrschung mitbringt, um sich auf ein paar, wenige Kurse oder Templates zu konzentrieren. Ganz offensichtlich bringe ich diese Selbstbeherrschung nicht mit, denn gefühlt habe ich den Winter, Frühling und Sommer damit verbracht, mich für Kurse zu registrieren, Registrierungen zu bestätigen, Newsletter abzubestellen und alle Login-Daten so in eine Tabelle zu notieren, dass ich sie auch wiederfinde.

Um den Bundles gegenüber fair zu sein, muss ich zugeben, dass ich von dem darin erhaltenen Material sehr profitiert habe. Doch woher stammt mein neues Wissen? Aus ungefähr 7 Prozent der registrierten Kurse. All die Stunden, die ich damit verbracht habe, das kostbare, neue Material zu sichern, waren überwiegend vergeblich. Zu viel des Guten ist also definitiv auch zu viel.

Adventskalender Kreatives Schreiben für Kinder

Ein absolutes Highlight war für mich in diesem Jahr den Adventskalender Kreatives Schreiben für Kinder zu veröffentlichen. Die Idee kam an einem heißen Julitag zu mir und es war äußerst hilfreich, eine natürliche Deadline für die Veröffentlichung zu haben. Nach der Veröffentlichung konnte ich dann auch all die Dinge ausprobieren, die ich zuvor in ‚Get more traffic‘ gelernt hatte. Das ganze war ein riesiger Spaß. Ich habe mich jeden Morgen als erstes ins Internet gestürzt, um die Zahlen zu checken – das war nicht so wirklich im Sinne von ‚Digital arbeiten, analog leben‘, aber ich konnte nicht anders. Zu sehen, wie gut der Adventskalender ankommt, war einfach zu schön.

Lieblingsbücher (Erwachsene & Kinder)

Ali Smith: Frühling

Ali Smith war eine Entdeckung für mich. ‚Frühling‘ ist ein vielschichtiger Roman. Erzählt wird unter anderem von einer Frau, die im Sicherheitsdienst eines Abschiebegefängnisses arbeitet, aber dann eines Tages auf dem Weg zur Arbeit an ein Mädchen gerät, das einen merkwürdigen Zauber verbreitet. Ohne darüber nachzudenken, begleitet sie das Mädchen nach Schottland. Wo das Mädchen ist, scheinen wunderbare Dinge zu geschehen, man schenkt en beiden eine Hotelübernachtung, sie reisen ohne Ticket … Dafür gibt es am Ende eine tolle Erklärung. Mir haben die Verflechtungen innerhalb der Geschichte sehr gut gefallen.

Klaus Modick: Konzert ohne Dichter

Im Urlaub habe ich ‚Konzert ohne Dichter‚ gelesen. Oh, Worpswede! Es war ein Urlaub vom Urlaub in das Jahr 1905 einzutauchen und die Künstlerkolonie zu besuchen. Dieser Roman ist Schuld, dass ich im Oktober im Museum Folkwang quer durch einen Raum „Lange nicht gesehen!“ rief, als ich ein Selbstporträt von Paula Becker-Modersohn erblickte. Sie hat übrigens nicht geantwortet.

Jane Gardam: Robinsons Tochter

Gott sei Dank haben wir eine tolle Bibliothek und unglücklicherweise war dieses Buch nur geliehen. Leider hatte ich ‚Robinsons Tochter‚ kurz vor dem Urlaub gelesen, es wäre die perfekte Reiselektüre gewesen. Polly lebt als Pflegekind bei alten Verwandten am Meer. Dreißigmal liest sie ‚Robinson Crusoe‘ und dieser Roman wird so etwas wie der Leitstern für ihr ganzes Leben.

Stefanie Höfler: Helsin Apelsin und der Spinner

Helsin ist ein Mädchen, das regelmäßig ‚Spinner‘, also heftige Wutausbrüche, bekommt. als der Neue in der Klasse sie „Helsin Apelsin“ nennt ist es mal wieder so weit. Ich mochte das Buch von der ersten Seite an, weil alles in sehr schönen Bildern beschrieben wird. Helsins Wutausbrüche werden als etwas ziemlich normales dargestellt und die Geschichte ist rundum klischeefrei. Lustig und unterhaltsam ist sie sowieso.

Sabine Bohlmann: Ein Mädchen namens Willow

Ein Mädchen namens Willow erbt von ihrer Großtante einen Wald und ihre Hexenkünste. Zusammen mit ihren drei Hexenfreundinnen muss sie im ersten Band den Wald vor dem Verkauf retten, denn wer kann sich schon leisten einen Wald sein eigen zu nennen? Willows Vater kann das nicht. Dieses Buch erhält von mir viele Sympathiepunkte, weil es Kinder für den Wald begeistert.

Ulrich Hub: Das letzte Schaf

Ich komme mir vor wie die letzte Leserin, die ‚Das letzte Schaf‚ entdeckt hat, denn fernsehfrei wie wir leben, wusste ich natürlich nicht, dass die Geschichte auch in der Sendung mit der Maus schon gezeigt wurde. Für mich war das Buch, das die Weihnachtsgeschichte aus der Sicht der Schafe erzählt, eine wunderbare Entdeckung. Es ist zum Schreien komisch und obendrein noch vielschichtig. Aber das wisst ihr vermutlich ja schon.

1000 Stunden draußen

Meine jahresumspannende Challenge bestand darin, möglichst viel Zeit draußen zu verbringen. Draußen zu sein ist mir schon immer sehr wichtig gewesen, die Challenge war nur ein kleiner Zusatz, um mal zu sehen, wo wir stehen. Angepeilt waren 1000 Stunden im Jahr, es gibt nämlich das Projekt ‚1000 hours outside‘ mit dazugehörender App von Ginny Yurich. Dabei geht es schlicht darum, als Familie mehr Zeit draußen zu verbringen und um einen Überblick zu haben, die Zeit in der App oder auf Papier festzuhalten.

Um einen Maßstab zu haben, was denn nun gilt, habe ich festgelegt, die Zeit zu tracken, in der das Kind und ich zusammen draußen sind. Dabei sind wir in diesem Jahr bislang auf 329 Stunden und 11 Minuten gekommen. Einige Stunden fehlen, weil wir vergessen haben, die gemeinsamen Schulwege einzubeziehen. Mir war von Anfang an klar, dass die 1000 Stunden außerhalb unserer Reichweite liegen, 326 Stunden kommen mir trotzdem erbärmlich vor. Auch wenn man drei Wochen Krankheit und eine Woche, in der wir räumlich getrennt waren, mitdenken muss. Auf jeden Fall ist es erstaunlich, dass wir diese Challenge tatsächlich das ganze Jahr durchgehalten haben.  Für nächstes Jahr nehme ich mir vor wenigstens die 400-Stunden-Marke zu knacken.

Draußen zu frühstücken hebt die Stundenzahl.
Mein Jahr 2022 in Zahlen

Facebook-Kontakte: 1252

Instagram Follower: 459

Facebook-Seite: 12 (Psst, ich verrate nie jemandem, dass es die Seite gibt. Weiß auch nicht warum.)

Twitter/Mastodon-Follower: 567/61

Workshoptage: 39

Wartend im Flur der Musikschule verbrachte Zeit (= erkaufte Lese- oder Schreibzeit): 800 Minuten

Was sonst noch los war

Dank Masken, Nasenspray und Gurgeln ging einiges wieder:

Nacht der Museen für Kinder
Nach der Max-Liebermann-Ausstellung schnell noch ein Foto für den Jahresrückblick machen lassen.
Neandertalmuseum
Büchrbummel auf der Kö
Workshopvorbereitung
Roncalli im Juni
An der Nordsee
Herbstferien in der Eifel

Max Lieberman, Folkwang Dauerausstellung, Expressionisten, Roncalli, Eifel Burg /Foto: im Aufwind), Bücher binden, Papier herstellen, Bat Night, Juist, K20, Zoo Duisburg, Zoo Gelsenkirchen, Schauspielhaus, Bücherbummel, Nacht der Museen für Kinder, Neandertalmuseum,

Das Motto für das Jahr 2023

Mein Motto für 2023 lautet ‚Radikal schreiben‘. Damit meine ich in erster Linie, das Schreiben immer als Priorität zu behandeln. Werde ich mich trauen, weniger gut vorbereitet bei einem Workshop zu erscheinen? Würde das überhaupt jemand bemerken, bei der Erfahrung, die ich habe? Viel schwieriger wird es sein, mich tatsächlich erst auf das Schreiben konzentrieren zu können, wenn mir eine Seminarvorbereitung oder eine Essaybewertung im Nacken sitzen. Wie es lief, werden wir dann im nächsten Jahresrückblick sehen.

About the Author Pia

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  1. Danke für diesen Jahresrückblick, liebe Pia! Ich hoffe, im neuen Jahr klappt es endlich wieder einmal mit einem Treffen :-)! Herzliche Grüße und alles Gute für 2023 von Chiara&Co

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