Was hat denn der Jahresrückblick 2021 mit Sirup zu tun? Ich stelle mir einen sonnengelben, zuckersüßen Sirup vor, durch den möglicherweise das Sonnenlicht leuchtet – entzückender Anblick – doch durch diese Masse muss man sich hindurch bewegen. Es schmeckt gut, geht aber nur seeeehr langsam voran. So war auch 2021 für mich. Das Jahr war toll, aber ich konnte mich nur ausgesprochen langsam vorwärtsbewegen, aus ganz unterschiedlichen Gründen.
Schauen wir uns das mal im Einzelnen an:

Mein Jahresrückblick 2021

Als hätte ich geahnt, dass ich am Ende meinen Jahresrückblick 2021 schreiben würde, habe ich das Jahr tatsächlich unter ein Motto gestellt. Es lautete „Freiheit“, was jetzt schrecklich pathetisch klingt, wenn man es hier aufschreibt. Freiheit spielt für mich aber eine sehr, sehr große Rolle. Ich könnte niemals angestellt sein (war ich auch nie, wenn man von Studentenjobs absieht). Ich möchte meine eigenen Entscheidungen treffen können und unabhängig sein. Im Großen wie im Kleinen. Ich finde es zum Beispiel wundervoll, dass ich um 8.15 Uhr eine Radtour machen kann, die mich an so schöne Orte führt, wie auf dem Foto weiter unten.

Das ausgerechnet Freiheit und Unabhängigkeit zum letzten Jahreswechsel für mich eine große Rolle spielten, hängt auch damit zusammen, dass ich meinen Beruf nicht nur pandemiesicher machen musste, sondern ihn auch dringend familienfreundlicher gestalten zu gestalten hatte. Wenn man Schreibworkshops anbietet, arbeitet man vor allem am Wochenende und in den Schulferien. Das kann ich einfach nicht länger machen, nicht in der bisherigen Regelmäßigkeit.
Außerdem möchte ich mehr auf meine Intuition hören können. Wenn ich das Gefühl habe, eine Workshopanfrage und ich passen nicht zueinander, dann möchte ich hemmungslos absagen. Das klappte vor Corona schon mal ganz gut, aber dann verfiel ich wieder in die FreelancerAngst und glaubte, nicht absagen zu dürfen. Großer Fehler.
Das alles sollte sich also bitteschön ändern.

Soll ich schon mal spoilern? 2021 hat mir ein großes Stück Freiheit geschenkt, verpackt in einem kleinen Format.

Morgensonne scheint durch die Blätter einer Allee
An diesem Morgen musste ich alle paar Meter anhalten, um nur noch ein weiteres Foto zu machen.

Übergänge

„Übergänge“ sind vielleicht ein seltsames Thema für einen Jahresrückblick, doch das Thema zog sich tatsächlich durch das ganze Jahr und befremdete mich immer wieder. Zu tun hat es etwas mit den ganzen Online-Seminaren, die ich gegeben habe. Im Januar beispielsweise hatte ich noch ein Seminar an der Uni Münster. Normalerweise fahre ich dort drei Stunden lang mit der Bahn hin, unterrichte drei Stunden lang und fahre drei Stunden lang wieder zurück. Zu Hause beklage ich mich dann über die lange Fahrtzeit und etwaige Verspätungen der Bahn.

Die Online-Variante des Seminars hat mir nun die ganze Fahrtzeit gespart, allerdings machte sie mich auch auf das Phänomen des Übergangs aufmerksam. Aus der Küche an den Schreibtisch hochzugehen und innerhalb einer Minute von „Räum die Legosteine weg!“ zu „Ihr Essay muss mir bis zum 31. März vorliegen.“ umzuswitchen ist gar nicht mal so komfortabel wie gedacht. Später mit vollem Kopf wieder in der Küche zu landen ist auch nicht besser. Genauso unangenehm ist es auch, wenn man viele Stunden miteinander verbracht hat und nur auf „Meeting beenden“ klickt und alle sind weg, alles ist vorbei.

Deswegen habe ich die Wichtigkeit der Übergänge schätzen gelernt. Sie brauchen Zeit. Und wenn es drei Stunden in der Bahn sein sollen, dann ist das ebenso.
Das soll aber nicht heißen, dass ich keine Online-Seminare mag. Ganz im Gegenteil. Nur die Übergänge, die bekommt man per ZOOM eben einfach nicht so gut hin.

Frühjahrs-Challenge

Im Frühjahr habe ich meine erste Challenge veranstaltet. Wobei dieser Satz schon nicht ganz richtig ist, denn ich habe alles getan, um das Wort „Challenge“ zu vermeiden, denn es sollte keine Herausforderung sein, die man unter dem Einsatz aller Kräfte meistert. Nach dem langen Corona-Winter wollte ich vor allem Inspiration bieten, um dem Schreiben frischen Schwung zu geben. Die Teilnehmerinnen erhielten an jedem Werktag eine kleine Aufgabe, die oft damit zu tun hatte, draußen mit Sinneseindrücken zu arbeiten, kurze Beobachtungen festzuhalten und später diese Notizen weiterzuentwickeln. Das Unternehmen dauerte ganze drei Wochen.

Für mich war es tatsächlich eine Challenge, also eine Herausforderung, denn ich musste mich erst mal einarbeiten in die Technik, die dazu gehörte. Wie kriege ich es hin, dass die Teilnehmerinnen sich anmelden können, eine Bestätigung erhalten, einen Tag in der Newsletterliste bekommen etc. Das hat mich erst mal an meine Grenzen gebracht. Ohne die Motivation meiner Accountabilitygruppe hätte ich mittendrin aufgegeben.

Frühlingsblumen mit bunten Stiften im topf
Das war das Bild der Challenge-Ankündigung.

Homeschooling und Offlabel-Impfung

Alles, was ich für dieses Jahr geplant hatte, wurde durch die lange Homeschooling-Phase, die wir hatten, verlangsamt. Das Jahr war nicht schlecht, wie eingangs schon erwähnt, fühlte es sich bloß so an, als würde ich mich durch Sirup bewegen. Von Mitte Dezember 2020 bis zu den Sommerferien war das Kind zu Hause. Besonders anstrengend war die Zeit des allgemeinen Distanzunterrichts, denn da wir uns mein Notebook teilen, war es vormittags notwendig, genau zu kalkulieren, wer wann arbeitet.
Über das Homeschooling möchte ich aber gar nicht klagen. Im Gegenteil, wir waren sehr dankbar und erleichtert, das Kind auf diese Weise schützen zu können. Allen voran das Kind selbst. Um uns die Zeit so schön wie möglich zu machen, waren wir viel im Wald unterwegs, haben Birkensalz hergestellt, Holundersirup und Holundergelee. Unvergessen ist auch unser Versuch, Birkenwasser zu zapfen, der nicht sehr erfolgreich war, aber trotzdem ein toller Vormittag.

Nach den Sommerferien hatte die Schule Luftfilter und mit dieser Verbesserung konnte das Kind zurück ins Klassenzimmer. Gleichzeitig habe ich angefangen, nach einer Möglichkeit zu suchen, um es offlabel impfen zu lassen, also vor der offiziellen Zulassung des Impfstoffs für Kinder. Das ist übrigens nicht verboten, nur die Haftungsfrage, macht es für Ärzte schwierig, sich für eine Offlabel-Impfung zu entscheiden. Nach Wochen voller Absagen, halber Zusagen und Rückzieher hatten wir dann das Glück, eine Arztpraxis zu finden, die kein Problem damit hatte, dem Zulassungsverfahren etwas vorzugreifen.

Während des Storydoings auf Instagram für den Jahresrückblog21 habe ich bei den drei emotionalsten Momenten 2021 nicht die Impfung erwähnt, weil ich mir noch nicht sicher war, ob ich darüber schreiben möchte. Tatsächlich war aber die Zusage, dass wir zum Impfen kommen können, der emotionalste Moment des Jahres. So ein Glück, so eine Erleichterung. Das Kind hatte keinerlei Nebenwirkungen und fühlt sich seitdem unbeschwerter.

Impfarm mit Pflaster
Endlich geimpft!

Oelde: 30 Stunden Online-Schreibworkshop in einer Woche

Mein größter beruflicher Erfolg in diesem Jahr könnte die Ferienakademie für das Westfälische Literaturbüro gewesen sein. Die Ferienakademie ist nie einfach nur ein Schreibworkshop. Normalerweise leben die Kinder und Jugendlichen für eine Woche auf dem wunderschönen Kulturgut Nottbeck und haben in dieser Zeit 30 Stunden Workshop. Den Rest der wachen Zeit können sie im wunderwunderschönen Obstgarten verbringen, in den ehemaligen Burggraben fallen oder sich in ihr Zimmer zurückziehen.

In diesem Jahr war natürlich alles anders. Diesmal fand der Workshop online statt. Aber er dauerte auch eine Woche und beinhaltete 30 Stunden. Die Teilnehmerinnen waren 11 und 12 Jahre alt, die Jüngste erst 10. Eigentlich fand ich, dass die Online-Alternative eine gute Ersatzmöglichkeit war, denn die Ferienakademie noch einmal wie 2020 komplett ausfallen zu lassen, wäre ja abgrundtief schade gewesen. Kurz bevor es losging, hatte ich dann doch ein paar Zweifel, ob man vor dem Bildschirm diese gewaltige Workshopzeit bewältigen kann. Wird das nicht langweilig? Und wird es nicht eine einsame Erfahrung für die jungen Autorinnen?

Ich war dann selber überrascht, wie gut ein Online-Workshop auch in dieser Altersklasse funktionieren kann. Wir hatten vormittags und nachmittags jeweils drei Stunden Workshop und das von Montag bis Freitag. Für manche Aufgaben haben wir extra das Internet genutzt und uns zum Beispiel Inspiration aus fernen Museen geholt. Die Teilnehmerinnen waren bereits so begeistert vom Schreiben, dass die Motivation kein Problem war. Einsam wurde es auch nicht. Ich glaube, die Sehnsucht nach Freundinnen, die ähnlich ticken und ähnliche Interessen haben, ist so groß, dass auch ein Treffen per ZOOM kein Hindernis darstellt, um sich anzufreunden. Nächstes Jahr wird dann hoffentlich auch wieder Zeit im Obstgarten verbracht werden können.

Mikrofon vor einem Notebook
Was bei Online-Workshops wirklich stört, spätestens beim Jahresrückblick: Es gibt keine guten Fotos.

Buchpleiten & Lieblingslektüren

Selten kaufe ich spontan in Buchhandlungen die Bücher, die mich gerade ansprechen. Deswegen war ich ganz stolz auf mich, als ich am Tag vor dem Urlaub, während der 15 Minuten, in denen ich auf das Testergebnis wartete, in die Buchhandlung stürmte und zwei Bücher erwarb. Ausgesucht, weil sie etwas mit Meer bzw. Insel zu tun hatten. Ich kann also doch spontan kaufen!
Schon, aber beide Bücher haben mir nicht gefallen. Nach Jahren mit toller Reiselektüre („Die See“* von John Banville zum Beispiel oder „Brüder“* von Hilary Mantel) erlebte ich den totalen Flop – und das auf einer Insel, auf der man nicht mal eben Nachschub bestellen kann.

Hätte ich mal lieber diese drei Bücher mitgenommen, die mir in diesem Jahr am besten gefallen haben:

Ulrike Draesner: Schwitters
Dieser Roman begleitet Kurt Schwitters* auf der Flucht vor den Nazis ins Exil, zeigt seine Jahre in Norwegen und England. Die Geschichte ist eine Mischung aus Fakten und Fiktion. Ich fand es großartig, wie Ulrike Draesner diesen sprachverspielten Charakter in eine Erzählung übersetzt hat. Außerdem erlebt man sehr eindringlich, was es eigentlich bedeutet, als Flüchtling „gerettet“ zu sein, sein altes Leben hinter sich zu lassen und in einer neuen Welt weiterleben zu müssen. Das war eine absolut grandiose Lektüre.

Jane Gardam: Weit weg von Verona
Schon nach den ersten Sätzen mochte ich „Weit weg von Verona„* sehr wegen der Stimme der Protagonistin. Vollends in die Liga meiner Lieblingsbücher stieg er dann durch die Szene auf, in der ein Schriftsteller nach einer Lesung sich noch mal in der Tür des Klassenzimmers umdreht und den Schülerinnen zuruft: „Zur Hölle mit der Schule! Zur Hölle mit der Schule! Es geht um die Sprache! DIE SPRACHE IST DAS LEBEN.“ Falls ich noch mal einen Schulworkshop gebe, werde ich mit dem Gedanken an diese Szene viel Spaß haben. Ich verstehe den Roman so, dass junge Autorinnen vor allem Bestätigung brauchen, jemanden, der ihnen sagt „Du bist ohne jeden Zweifel eine echte Schriftstellerin.“ Insofern war es sehr passend, dass ich begann, den Roman zu lesen, während die Teilnehmerinnen der Ferienakademie ihre Texte schrieben. Allerdings musste ich schnell wieder damit aufhören, weil ich beim Lesen nicht mitbekam, wenn die Teilnehmer*innen fertig waren.

Sigrid Nunez: Der Freund
Die Ich-Erzählerin in „Der Freund“* trauert um ihren besten Freund, der sich umgebracht hat. Dann erbt sie seine riesige Dogge. Es ist aber nicht nur ein Buch, das von Trauer und der Beziehung zu Haustieren handelt. Ständig plöppen neue Themen auf, es geht zum Beispiel auch um Beziehungen und die Linie zwischen Freundschaft und Liebe, Me too, um die Frage, wer Geschichten erzählen darf, dürfen das nur die Betroffenen oder auch Außenstehende? Und um so vieles mehr. Das Buch kann als eine Aneinanderreihung von Miniaturen gesehen werden, ist aber auch ein Roman. Nächstes Jahr werde ich ihn mit den Studentinnen an der Uni Münster lesen.

Liebste romane 2021 Schwitters Weit weg von Verona Der Freund

Die drei Kinderbücher, die mir/uns am besten gefallen haben, waren:

Zanib Mian: Planet Omar
Omar ist ein Junge im Grundschulalter, der mit seinen Eltern, der älteren Schwester und „dem menschlichen Wesen, das wir Bruder nennen“, in eine neue Stadt zieht, weil seine Mutter, die Wissenschaftlerin ist, dort ihren Traumjob bekommen hat. Omar* hat jede Menge Fantasie und die Fähigkeit wie ein Magnet Ärger anzuziehen. In der neuen Schule findet Omar nicht nur in Charlie einen Freund, sondern muss sich auch mit Daniel herumschlagen, dem Fiesling, der ihn auf dem Kieker hat und ihm droht, er müsse mit seiner Familie zurück nach Pakistan. In diesem sehr lustigen Buch mit Comicelementen werden Erfahrungen mit Rassismus und mögliche Hintergründe dafür sichtbar gemacht. Die Leser*innen erfahren in diesem Band auch viel über den muslimischen Glauben. Wir sind schon auf die weiteren Bände gespannt.

Rieke Patwardhan: Forschungsgruppe Erbsensuppe
Lina ist neu in der Klasse. Sie ist mit ihrem Vater aus Syrien geflohen. Nils und Evi kümmern sich um sie, eigentlich nur, weil sie für sich als Bande ein Projekt brauchen. Schnell werden die drei gute Freunde, was gar nicht so einfach ist, weil Evi ziemlich speziell ist. Dann muss die Bande ein schwieriges Rätsel lösen: Was ist bloß mit Nils‘ Oma los? Sie bunkert Erbsensuppe, sitzt ständig vor dem Fernseher und ist einfach nicht mehr sie selbst. Forschungsgruppe Erbsensuppe* erzählt in ungewöhnlicher Weise davon, wie es Menschen geht, wenn sie fliehen mussten. Aber es geht auch darum, wie es ist alt zu werden und was Freundschaft sein kann. Wenn man das so aufzählt, klingt es unglaublich, dass man das in ein einzelnes Kinderbuch packen kann, aber es funktioniert. Evi ist eine tolle Figur. Sie ist geradeheraus (genau wie ihr Ellenbogen, den sie anderen gerne in die Rippen rammt), ihr Sozialverhalten ist … ausbaufähig, ihre Ideen sind eklig, aber sie bringt Witz in düstere Themen. Ich mag sie sehr und bin gleichzeitig froh, ihr nicht begegnen zu müssen.

Summer Waters: Silberdeldine
Das Glitzercover löste Vorbehalte in mir aus, doch dann entpuppte sich die Reihe als solide erzählte, wirklich spannende Geschichten. Es geht um ein Mädchen, das die Delfinsprache sprechen und wie ein Delfin schwimmen kann und das verknüpft mit dieser Gabe die Aufgabe hat, die Meeresbewohner vor Schaden durch die Menschen zu bewahren. Mir gefällt, wie bei den Silberdelfinen* das Thema Umweltschutz vermittelt wird, nämlich so, dass sich auch Kinder dafür begeistern und Zusammenhänge verstehen. Das Lektorat war leider etwas lieblos, ich habe selten Bücher mit so vielen Fehlern gesehen.

Liebste kinderbücher 2021 planet Omar Forschungsgruppe Erbsensuppe Silberdelfine

Pop-up in Benrath

In den Herbstferien war ich bei den jungen literaturtagen „Kopfweide“ mit einem Workshop vertreten, in dem die acht- bis zehnjährigen Autorinnen Geschichten geschrieben und dazu Pop-ups gebastelt haben. In den Wochen vorher sah es bei uns zu Hause wild aus, weil ich alle Pop-ups ausprobieren musste, um zu entscheiden, welche ich aussuche. Mein Arbeitszimmer war voller Tonpapierschnipsel und in den Ecken sammelte sich bereits das Material an, das ich mitnehmen wollte: alte Zeitschriften für Collagen, Glitzersteine, Wasserfarbe, altes Geschenkpapier … Das Kind hat dankenswerterweise Beispiel-Pop-ups gebastelt, die ich den Teilnehmerinnen in Benrath zeigen konnte.

Schon als ich vor langer Zeit als Teilnehmerin meinen ersten Schreibworkshop in Arnsberg besucht habe (als Teilnehmerin der Ferienakademie!), wurde mir klar, dass man durch Schreibworkshops in die schönsten Gebäude reinkommt. Das wurde in Benrath mal wieder bestätigt. Wir waren zwar nicht im „neuen“ Schloss, diesem rosafarbenen Bonbon am Weiher, aber in der Orangerie, also dem „alten“ Schloss. Es wurde in den 1660er Jahren gebaut und heute gibt es zwar keine erhaltenen Möbel oder ähnliches zu besichtigen, aber die Räume sehen noch immer toll aus. Das Foto zeigt allerdings einen Workshopraum, der von einer anderen Gruppe genutzt wurde, wir waren im Ballettsaal untergebracht.

Drei Tage lang haben wir geschrieben und gebastelt, das hat wunderbar funktioniert. Wir haben auch unter kundiger Führung von Ronja Rast den Schlosspark besichtigt und mehr über seine Besonderheiten erfahren. Außerdem haben wir die Lesung von Ferdinand Lutz und Dominik Merscheid aus „Q-R-T“* erlebt und ich ärgere mich immer noch, mir kein Buch signiert haben zu lassen.

So viel zu Kreativität und Chaos.

Barocker Kamin in der Orangerie von Schloss Benrath in Düsseldorf
Ist das nicht ein großartiger Arbeitsplatz?

Mein Kinderbuch nimmt Gestalt an

Inhaltlich möchte ich über mein Kinderbuch gar nicht viel erzählen, weil es noch nicht fertig ist. Nur so viel: Es geht um ein Mädchen, das von der Stadt aufs Land ziehen muss und erst langsam das Leben am Waldrand schätzen lernt. Das Buch richtet sich an Kinder, die selber gerne Geschichten schreiben. Erst neulich habe ich wieder festgestellt, wie sehr ich die Geschichte und die Figuren mag. Phasenweise sind das Buch und ich sehr gut vorangekommen, dann wurden wir wieder von termingebundenen Arbeiten ausgebremst. Die erste Fassung existiert bereits.

Zum ersten Mal habe ich ausprobiert, völlig ohne Vorplanung draufloszuschreiben. Entdeckungsschreiben sozusagen. Ich warte, welche Ideen ich heute bekomme. Es kann sein, dass ich dort weiterschreibe, wo ich gestern aufgehört habe, und es kann ebenso gut sein, dass ich etwas anderes schreibe. Nach und nach wurde das Gesamtbild von der Geschichte natürlich immer deutlicher. Aber ich halte es nicht fest, es ist absolut wandelbar. Auf diese Weise zu schreiben macht mir mehr Spaß als vermutet. Manche Szenen habe ich doppelt geschrieben und es gibt auch Übergänge von einer Szene zur nächsten, die so nicht passen, aber das macht mir nichts. Ich hatte schon zu oft das Gefühl an eine Outline gefesselt zu vertrocknen, um es mal etwas theatralisch zu formulieren. Ein Kinderbuch schien mir auch von der Länge her geeignet, um diesen für mich neuen Weg auszuprobieren und ich kann mir gut vorstellen, so weiterzuschreiben.

Create it! & Mein Mini-Workshop

Überstrahlt wurden weite Teile des Jahres von einer Lösung für meinen Wunsch nach größerer Unabhängigkeit. Im Mai wurde mir eine dieser Facebookanzeigen in die Timeline gespült. #marlismachtsichtbar kündigte eine kostenlose Wochenaktion an, um digitale Mini-Produkte besser kennenzulernen. Ich weiß nicht warum, aber ich wusste sofort, dass das wichtig für mich ein könnte. Ab und zu melde ich mich zu solchen Werbeaktionen an, aber nur sehr selten mache ich tatsächlich mit. Diese Woche im Mai habe ich komplett mitgemacht, mir abends die Aufzeichnungen der Videos angeschaut und Notizen gemacht.

Damals schleppte ich schon den halb umgesetzten Plan mit mir herum, wieder Online-Kurse anzubieten. Ich hatte mir überlegt, einen Kurs zu erstellen mit allem, was ich über das Erfinden und Entwickeln von Figuren weiß und ihn dann auf Udemy anzubieten. Das Konzept und der Text waren schon fertig. 17 Module (SIEBZEHN!) wären es geworden. Das Projekt war so furchteinflößend, dass ich die Videoaufnahmen nie anging.

Aber nun lernte ich bessere Möglichkeit kennen. Ein Mini-Produkt löst EIN konkretes Problem, es ist übersichtlich und viel leichter herzustellen. Vor allem, wenn man die Herstellung Schritt für Schritt in einem Kurs lernen kann.

Am liebsten hätte ich sofort losgelegt, doch im Juni/Juli hatte ich für einen intensiven achtwöchigen Kurs keine Zeit, deswegen musste ich mich bis zum nächsten Durchgang von „Create it!“ gedulden, der im Oktober begann.

Meine hohen Erwartungen an den Kurs wurden nicht enttäuscht. Schritt für Schritt wurden wir durch den Prozess geführt, ein Mini-Produkt zu entwerfen, zu erstellen und in der Welt bekannt zu machen. Dafür musste ich unzählige Tools neu kennenlernen, das hätte ich alleine niemals geschafft. Ich hätte mich auch nie getraut, den Kurs schon vor der Herstellung zu verkaufen, aber es ist natürlich sinnvoll erst einmal herauszufinden, ob das geplante Produkt für die anvisierte Zielgruppe überhaupt interessant ist.

Für mich war es auch ganz toll, mal Kolleginnen zu haben. Getroffen haben wir uns bei den Live-Mentorings, beim Co-Working oder in der lebhaften Facebookgruppe. Wann immer ich eine Frage hatte, habe ich schnell eine Antwort bekommen und es war auch tröstlich zu sehen, dass andere auch gerade mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hatten.

Seit dem 6. Dezember ist dank „Create it!“ mein Mini-Workshop „Schreiben statt prokrastinieren“ in der Welt. Ehrlich gesagt bin ich total stolz darauf, diese vier Videos, das Workbook und die Schreibtagebuch-Vorlage hergestellt zu haben. Ich hoffe, sie helfen vielen dabei, nicht mehr länger mit sich zu hadern und endlos viel Zeit zu vergeuden, sondern bringen sie dazu mit mehr Freude zu schreiben und produktiver zu sein.

Nicht verhehlen kann ich, dass die acht Wochen, die der Kurs dauerte, auch sehr anstrengend waren. Der Gedanke an den Mini-Workshop hat mein ganzes Leben dominiert. Beim Aufwachen dachte ich über die aktuellen Arbeitsschritte nach und vor dem Einschlafen immer noch. Einerseits finde ich es sehr schön, in so intensive Arbeitsphasen zu versinken, andererseits hat diese Zeit mich auch an den Rand von was auch immer gebracht und es tut mir leid, dass für nichts anderes Zeit blieb. Beim nächsten Mal wird es auf jeden Fall weniger anstrengend, weil ich mich dann besser mit der Technik auskenne (Höre ich da Gelächter?!) und manche Schritte nicht mehr notwendig ein werden.

Pia bei den Videoaufnahmen für den Online-Schreibworkshop Schreiben statt prokrastinieren
Videoaufnahmen für den Online-Schreibworkshop „Schreiben statt prokrastinieren“ im kleinsten Filmstudio der Welt aka mein Arbeitszimmer

Workbook zum Schreibworkshop Schreiben statt prokrastinieren
Und so sieht das Endprodukt aus, also zumindest ein Teil davon, das Workbook.

Steile Lernkurve: Pia und die Technik

Meine Webseite hat sich in diesem Jahr stark verändert. Plötzlicher als beabsichtigt. Freundlich ausgedrückt hatte ich für meine Webseite lange eine Low-Budget-Lösung, die auch den Stand meiner technischen Fähigkeiten widerspiegelte. Wir wollen lieber vergessen, wie diese Seiten aussahen. Als ich mit der Seite www.online-schreibworkshop.de startete, hatte ich durchaus höhere Ambitionen, aber noch immer keine Ahnung. Also habe ich mir ein kostenloses Template zugelegt und wollte erst mal drei Monate schauen, was genau ich brauche und dann ein schönes Template kaufen.
Fast forward zum Herbst 2021. Einige Jahre sind vergangen. Die Webseite ist immer noch im kostenlosen Template gewandet und ich erfahre während einer Fortbildung zu einem anderen Thema durch einen Halbsatz, dass es Layout Builder gibt. Deswegen sehen also eure Webseiten viel schöner aus als meine!

Demnächst soll mein Mini-Workshop starten, deswegen will ich es diesmal richtig machen und lege mir Thrive zu. Thrive kann alles. Was kann ich? Probeweise drücke ich nach der Installation ein paar Knöpfe und glaube, ich würde erst mal die Seite erstellen und sie später veröffentlichen. Irrtum! Meine Webseite sieht sofort ganz offiziell aus, als sei ein Tsunami darüber hinweggefegt. Also tief durchatmen und erst mal ein Tutorial anschauen. Es beginnt mit dem Satz: „Wenn Sie kurz davor sind, ein Produkt zu launchen, ist es nicht die richtige Zeit, um mit Thrive zu starten.“ Aaaaahhh!!!

Nach einem klitzekleinen Zusammenbruch und dem ein oder anderen Fluch ist es mir überraschenderweise doch gelungen, die Seite zu gestalten. Sie hat immer noch Baustellen in der Größe des Berliner Flughafens, aber sie ist jetzt da. Damit bin ich schon mal zufrieden.

1 Jahr Stille Stunde

Ende November feierte die Stille Stunde ihren ersten Geburtstag. Die Stille Stunde ist mein Co-Working-Angebot für Autor*innen. Wer Zeit und Lust hat, kann mittwochs um 20.30 Uhr ins ZOOM-Meeting kommen, wir arbeiten dort für eine Stunde an unseren Projekten. Jeder ganz still für sich. Es ist unbeschreibbar, wie sehr die Anwesenheit der anderen dabei hilft, konzentriert zu arbeiten.
Mal sind wir sieben Leute und mal fünfzehn (okay, so viele waren wir nur einmal). Man nimmt teil, wie man möchte. Es entstehen Romane, Kurzgeschichten, aber auch Gedichte, Briefe, Listen und Mathe-Hausarbeiten waren bislang schon dabei.
Ich bin ein bisschen stolz darauf, dass wir uns jetzt schon über ein Jahr treffen. Am Anfang war ich mir nämlich nicht sicher, wie lange ich so eine Verpflichtung durchhalten werde. Aber es ist eben keine reine Verpflichtung, sondern auch für mich eine geschützte Stunde zum Schreiben.

eine Uhr, die halb neun zeigt
Mittwochs, um 20.30 Uhr geht es los.

Mein Jahr 2021 in Zahlen

Facebook-Kontakte: 1082
Instagramm-Follower: 280
Facebook-Seite (brandneu seit Dezember ’21) : 9
Twitter-Follower: 562
Workshoptage: 29

Wartend im Flur der Musikschule verbrachte Zeit: 7,5 Stunden

Was sonst noch los war

SCHNEE! Schnee im Rheinland! Wir waren vormittags und nachmittags auf der Schlitten-Piste und ab Mitte Februar sprach ich von „diesem schneereichen Winter“, dabei waren es eigentlich nur zehn Tage.

Pia im Schnee
Ich sehe vielleicht nicht so aus, als ob die den Schnee genieße, aber das täuscht.

Gölfy wurde verkauft. Obwohl ich aus verschiedenen Gründen höchst ungern Auto fahre, hänge ich an der jeweiligen Blechkiste und sie bekommt so etwas wie einen Haustierstatus. Gerechterweise ist es mit dem Fahrrad genauso.

alter Golf von der Seite
Er war alt, er war ansatzweise kaputt, aber wir haben doch so viel zusammen erlebt.

Mein erster eigener Rasenmäher! Leise und umweltfreundlich. Er steht symbolisch für Vieles aus dem Jahr 2020, über das ich mich hier gar nicht weiter auslassen möchte. Ich habe wieder ein Stück Erde zu beackern. Das ist wunderbar.

Rasenmäher bei der Arbeit

Nordseeurlaub.

Dünen und Nordsee
Sonne und Schatten am Strand – schwer symbolisches Bild für das Urlaubswetter 2021.

Pia im Wind am Nordseestrand
Es gab aber nicht nur Sonne und Regen. Sturm war auch dabei.

Ich helfe jetzt in der Schulbücherei und darf neue Bücher einkaufen.

Schulbücherei mit ausgestellten neuen Büchern
Weiß nicht, ob sich die Schule darüber im Klaren ist, dass es ruinöse Folgen haben kann, mich Bücher kaufen zu lassen.

Apfelernte auf der Streuobstwiese von Haus Bürgel. Das Apfel-Chutney-Rezept ist der pure Wahnsinn. Dankt mir später.

Äpfel im Gras
Man sieht es ihnen nicht an, aber es handelt sich um eine besondere, alte Apfelsorte, die von uns vom Baum gerüttelt wurde.

Meine Ziele für 2022

Normalerweise nehme ich mir keine Ziele oder Vorsätze für ein neues Jahr vor. Aber wenn ich für 2021 schon ein Motto hatte, dann kann ich 2022 wohl auch mit Zielen beginnen. Dann habe ich schon mal einen Ansatz für den Jahresrückblick 2022. Meine Ziele sehen so aus:

Digital arbeiten und analog leben
Ich möchte mein Leben nicht am Bildschirm verbringen, sondern viel lieber in Wald und Wiese. Paradoxerweise soll mir dabei das Online-Business helfen. Mal schauen, wie dieser Spagat gelingt.

Mehr bloggen
Weniger geht ja auch kaum. Dabei macht es mir Spaß, über Dinge zu schreiben, die mir wichtig sind. Das habe ich aktuell im Dezember gemerkt, als ich diesen Jahresrückblick und Texte für Instagram schrieb.

Das Kinderbuch beenden
Die 7 Monate Homeschooling sind mir in diesem Jahr in die Quere gekommen, das Buch sollte längst fertig sein. Dann noch die alles verzehrende Fortbildung im Herbst, aber jetzt geht es weiter. Vor kurzem habe ich mich erneut in diese Geschichte verliebt und bin zuversichtlich sie 2022 beenden zu können.

Mehr Mini-Workshops
3 weitere digitale Mini-Workshops möchte ich 2022 veröffentlichen. Das werden zwei Schreibworkshops für Kinder sein und einer für Erwachsene.

Eines noch: Dieses Jahr musste ich auch immer wieder lernen, dass Dinge nicht perfekt sein müssen. „Better done than perfect“ hätte auch ein Motto für 2021 sein können. Das gilt natürlich auch für den Jahresrückblick. Er ist nicht perfekt, aber er darf so sein. Das entspannt doch ungemein.

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About the Author Pia

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  1. Liebe Pia – Danke für diesen Einblick, Rückblick und Ausblick. Unser Jahr 2021 war ähnlich turbulent. Aber wir haben es geschafft. Hoffentlich sehen wir uns 2022 wieder einmal – ich würde mich riesig freuen! Alles Liebe aus dem Taunus, Chiara&Co

    1. Liebe Chiara, wir tasten uns ja ran an ein Treffen und haben die Strecke schon zweimal geübt. 🙂 Das wird schon. Euch auch alles Gute für 2022.
      Liebe Grüße
      Pia

  2. Danke, liebe Pia, für deinen sehr inspirierenden Jahresrückblick! Der liest sich wirklich spannend. Auch ich bin in diesem Jahr auf Marlis Schorcht gestoßen und stehe nun auf der Warteliste zu create it. Beim letzten Start fehlten mir dazu die Kapazitäten, da standen andere Projekte im Vordergrund. Bist du in der Content Society? Ich habe Blut geleckt und will im nächsten Jahr damit starten. Herzliche Grüße Kerstin

    1. Liebe Kerstin, da warten ja viele tolle Projekte auf dich. auf Create it kannst du dich wirklich freuen. Aber es ist richtig, dass man dafür ausreichend Kapazitäten zur Verfügung haben muss. Die Content Society klingt sehr verlockend, aber im Moment schaffe ich es nicht bzw. ich möchte mich lieber nicht mit einer weiteren Jahresaufgabe belasten. Ich werde erst mal mit Judiths 8-Wochen-Kurs starten.
      Herzliche Grüße
      Pia

  3. Liebe Pia,

    vielen Dank für den spannenden Einblick in dein Leben und dein Jahr.

    Gemeinsam Schreiben finde ich auch ganz magisch und sehr produktiv – sogar über Zoom.

    Ich wünsche dir ein schreib- und geschichtenreiches 2022

    Herzliche Grüße
    Susanne

  4. Liebe Pia,
    dein Vergleich mit dem Sirup ist einfach herrlich!
    Lustig ist auch, dass wir anscheinend einige Projekte gemeinsam gemacht haben, z.B. #winterimbusiness und den Jahresrückblog21.
    Ich wünsch dir für 2022 weiterhin viel Erfolg.
    Viele Grüße
    Annette

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